Ein TMS, oder Transport Management System, ist eine Softwarelösung, die entwickelt wurde, um die Transportprozesse eines Unternehmens effizient zu steuern. Heute werden solche Systeme immer häufiger direkt in ERP-Plattformen wie SAP oder Oracle integriert oder über APIs angebunden. Hier erfährst Du alles, was Du über TMS wissen musst!
ERP hier, CRM da – die Digitalisierung hat bereits viele Unternehmensbereiche wie Einkauf, Finanzen, Personalwesen und Kundenmanagement tiefgreifend verändert.
Trotzdem bleibt ein strategischer Bereich oft noch unterausgeschöpft: das Transportmanagement.
Zwischen Excel-Tabellen, unzähligen Telefonaten mit Spediteuren und lückenhaftem Tracking bleibt der Transport einer der blinden Flecken der Unternehmensführung – obwohl er zentral für Kundenzufriedenheit, Logistikkosten und die Einhaltung von Leistungsversprechen ist.
Um diese Herausforderungen zu meistern, werden TMS-Lösungen immer wichtiger und zunehmend direkt in bestehende Unternehmenssysteme integriert.
Was ist ein Transport Management System?
Ein TMS, also ein Transport Management System, ist eine Softwarelösung zur Verwaltung sämtlicher Transportprozesse – von der Planung der Sendungen über die Verfolgung in Echtzeit bis hin zur Kostenoptimierung, Dokumentenverwaltung und Abrechnung der Spediteure.
Das System empfängt die Versandanforderungen (oft aus dem ERP), wählt den optimalen Spediteur auf Basis von Kosten-, Zeit- und CO₂-Kriterien aus und erstellt automatisch die erforderlichen Transportdokumente. Anschließend überwacht es die Lieferungen live und übermittelt die relevanten Daten an die Handels-, Kunden- oder Finanzabteilungen.
Je nach Unternehmensstruktur kann ein TMS eigenständig (Standalone) betrieben, über APIs mit einem ERP verbunden oder direkt in Lösungen wie SAP S/4HANA, Oracle Cloud oder Microsoft Dynamics integriert werden.
Seine Aufgabe ist damit zweifach: Einerseits optimiert es die physische Logistik, andererseits versorgt es andere Softwaresysteme mit aktuellen, zuverlässigen und verwertbaren Transportdaten.
Ein eigenständiges Modul moderner ERP-Systeme
Lange Zeit waren TMS autonome Softwarelösungen, die unabhängig vom Hauptinformationssystem eines Unternehmens betrieben wurden. Sie dienten vor allem dazu, Transporte zu planen, Touren zu verwalten, Sendungen zu verfolgen oder Spediteurtarife zu vergleichen – parallel zu den ERP-Systemen, die Einkauf, Lagerhaltung oder Finanzen steuerten.
Doch mit der wachsenden Bedeutung der Lieferkette, die heute Kosten, Termine und Kundenerfahrung maßgeblich beeinflusst, rückte auch der Transport stärker ins Zentrum. Unternehmen begannen daher, das TMS direkt an das Herzstück ihres ERP-Systems anzubinden.
Heute ist das TMS häufig als nativer Bestandteil moderner ERP-Lösungen integriert – etwa SAP TM in SAP S/4HANA oder Oracle Transportation Management in Oracle Cloud.
Alternativ kann ein TMS über APIs mit bestehenden ERP-Systemen verbunden werden, um den Datenaustausch zu automatisieren. Diese Entwicklung folgt einer klaren geschäftlichen Logik: Durch die Integration des TMS ins ERP können Unternehmen Sendungen automatisch auslösen, sobald eine Bestellung bestätigt ist, und Transportkosten in Echtzeit in die Kostenrechnung übernehmen.
Zudem lassen sich so Logistik und Einkauf zentral über ein einziges System steuern. Das TMS wird dadurch zur natürlichen Erweiterung des ERP, ähnlich wie Finanz- oder Produktionsmodule.
Diese Integration sorgt für eine bessere Koordination physischer und digitaler Flüsse – ein entscheidender Vorteil für jedes Unternehmen, das schneller, präziser und kosteneffizienter liefern möchte.
Warum ein TMS in Dein ERP integrieren?
Die Integration eines TMS direkt in ein ERP schafft einen kontinuierlichen Informationsfluss zwischen den Verwaltungsdaten, den logistischen Abläufen und der operativen Realität.
Einer der größten Vorteile liegt in der Automatisierung der Prozesse. Kein manuelles Abtippen von Daten mehr zwischen Bestellformularen und Sendungen: Das TMS kann automatisch Transportaufträge erzeugen, sobald sie im ERP bestätigt sind.
Darüber hinaus senkt diese Integration die logistischen Kosten, indem sie Touren optimiert, den kostenrentabelsten Spediteur automatisch auswählt und eine präzise Verwaltung von Rücksendungen ermöglicht.
Ein weiterer Vorteil: Die Transportdaten sind im selben Cockpit sichtbar wie Lagerbestände, Einkäufe oder Abrechnungen.
Durch die automatische Einbindung der Transportkosten in die Kostenrechnung oder Margenberechnung im ERP wird zudem die Zuverlässigkeit der Buchhaltung deutlich gestärkt.
In das ERP integriert, wird das TMS so zu einem zentralen logistischen Baustein, der nahtlos mit den anderen Kernfunktionen des Unternehmens zusammenarbeitet – etwa mit Finanzen, Lieferkette, Einkauf und gegebenenfalls Produktion.
In ERP integrierte TMS: Fokus auf SAP, Oracle, Microsoft
Mit der zunehmenden Softwareintegration haben einige ERP-Hersteller entschieden, ein TMS direkt in ihr Ökosystem zu integrieren. Dadurch entfällt die Notwendigkeit, eine externe Software anzuschließen – die Transportverwaltung wird zum festen Bestandteil des Informationssystems.
Werfen wir einen Blick auf die drei wichtigsten ERP-Umgebungen, die in Unternehmen zum Einsatz kommen.
Das in SAP S/4HANA enthaltene TMS-Modul heißt SAP Transportation Management. Es ermöglicht die Planung und Optimierung von Transporten, die Verwaltung von Zolldokumenten sowie eine detaillierte Kostenanalyse.
Die Lösung richtet sich insbesondere an Unternehmen mit komplexen logistischen Anforderungen, etwa mit mehreren Standorten, unterschiedlichen Spediteuren oder internationalen Vorschriften.
Oracle bietet mit OTM (Oracle Transportation Management) eine vollständige und modulare Cloud-Lösung für das Transportmanagement an. Sie lässt sich nahtlos in Oracle Cloud ERP integrieren, kann aber auch eigenständig betrieben werden.
OTM ist bekannt für seine Stärke im Management erweiterter logistischer Netzwerke – mit Funktionen wie Ladeplanung, multimodalem Transportmanagement (Straße, Schiene, Luft, See) und Echtzeit-Tracking durch IoT-Integration oder Partner wie Project44.
Diese Lösung wird besonders häufig in der Distribution, der Lebensmittelindustrie und im internationalen Transport eingesetzt.
Im Gegensatz zu SAP oder Oracle bietet Microsoft Dynamics 365 kein natives TMS-Modul an. Die Plattform setzt stattdessen auf Integration mit spezialisierten Partnerlösungen, etwa nShift (ehemals Consignor), Blue Yonder (ehemals JDA) oder ShipStation im E-Commerce-Bereich.
So können Unternehmen eine maßgeschneiderte Lösung wählen, die ihrer Größe und ihren Anforderungen entspricht – und diese über standardisierte Konnektoren problemlos in ihr ERP-System einbinden.
Autonome TMS: Comeback im Zeitalter der Cloud
Nicht jedes ERP-Projekt erfordert sofort die Integration eines nativen TMS. Viele Unternehmen – insbesondere KMU, ETI, Logistikdienstleister oder E-Commerce-Anbieter – entscheiden sich stattdessen für ein autonomes TMS, das über APIs oder vereinfachte Schnittstellen mit ihrem bestehenden System verbunden ist.
Diese Lösungen galten lange als Nischenwerkzeuge, sind jedoch mit dem Aufkommen von Cloud- und SaaS-Technologien deutlich flexibler, leistungsfähiger und zugänglicher geworden.
Ein Beispiel dafür ist Shiptify, ein vollständig cloudbasiertes TMS, das dafür geschätzt wird, Absender, Spediteure und Endkunden schnell und einfach zu vernetzen.
Auch andere Anbieter bieten ausgereifte Lösungen:
Transwide von Alpega Group ist auf Transportausschreibungen, Echtzeit-Tracking und Dokumentenmanagement spezialisiert.
Das französische Unternehmen DDS Logistics hat mit TMS Web ein modulares Werkzeug entwickelt, das besonders für mehrseitige Umgebungen geeignet ist.
Zudem gibt es Plattformen, die sich auf globales Tracking konzentrieren – etwa Project44 oder FourKites –, die häufig als Ergänzung zu einem ERP dienen, um multimodale Flüsse zu überwachen.
Im E-Commerce ist ShipStation weit verbreitet, um Verkaufsplattformen wie Shopify oder WooCommerce mit verschiedenen Spediteuren zu verbinden.
Für wen eignen sich autonome TMS?
Sie sind ideal für KMU oder ETI, die kein vollständiges ERP einsetzen oder leichtere Systeme wie Odoo, Sage oder Divalto nutzen. Ebenso profitieren Logistikdienstleister, die mit mehreren Kunden und unterschiedlichen Flüssen arbeiten, sowie E-Commerce-Anbieter, die eine schnelle und flexible Transportverwaltung benötigen.
Auch größere Unternehmen greifen darauf zurück, wenn sie eine Tochtergesellschaft mit einem agilen Werkzeug ausstatten möchten, das unabhängiger vom zentralen ERP funktioniert.
Die Vorteile eines autonomen TMS liegen in der Flexibilität bei der Bereitstellung, den geringeren Kosten im Vergleich zu einer vollständigen ERP-Integration und der hohen Modularität.
Unternehmen können gezielt nur die relevanten Bausteine aktivieren – etwa Tracking, Dock-Management oder Transportabwicklung.
Die Verbindung zu nahezu jedem ERP ist über API oder Middleware möglich.
Allerdings besteht bei unzureichender Integration das Risiko inkonsistenter Daten, doppelter Eingaben oder eines Informationsbruchs, wenn keine tiefgehende Automatisierung vorhanden ist.
Welche konkreten Vorteile bieten sie für Unternehmen?
Welche greifbaren Vorteile ergeben sich für Unternehmen aus einem gut integrierten TMS? Die Zahlen sprechen für sich:
Laut Capgemini kann ein optimal eingesetztes TMS die Logistikkosten im Durchschnitt um 5 bis 15 % senken.
Wie das gelingt? Durch die Vermeidung von Leerfahrten, die Optimierung der Lademengen und den automatischen Vergleich von Spediteur-Angeboten.
Darüber hinaus ermöglicht ein TMS, Liefernachweise, Vorfälle und Verzögerungen zentral zu erfassen.
Das führt zu weniger Streitfällen, schnellerer Reaktionsfähigkeit und einer besseren Qualitätskontrolle.
In einer Zeit, in der Amazon die Lieferstandards neu definiert hat, wird es für Unternehmen zu einem echten Wettbewerbsvorteil, personalisierte Transportoptionen und Echtzeit-Tracking anzubieten – und genau das leisten moderne TMS, auch im B2B-Bereich.
Die erforderlichen Kompetenzen zur Implementierung eines TMS
Ein TMS einzurichten oder zu betreiben, ist kein Projekt, das sich improvisieren lässt. Es betrifft gleichermaßen die Logistik, die Informationssysteme und die Geschäftsprozesse eines Unternehmens.
Um das volle Potenzial auszuschöpfen, sind bestimmte Fachkenntnisse und Fähigkeiten entscheidend – sowohl für interne Teams als auch für externe Berater.
Ein TMS-Spezialist muss zunächst die logistischen Herausforderungen des Unternehmens verstehen: also die Transportflüsse, die Supply-Chain-Prozesse (Bestellungen, Lager, Lieferzeiten, Serviceniveaus) sowie die Logistikkosten, Transport-KPIs und regulatorischen Anforderungen kennen.
Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, Material- und Informationsflüsse zu kartieren und Optimierungspotenziale zu identifizieren.
Diese Kompetenzen werden häufig bei funktionalen ERP-Beratern, Supply-Chain-Projektleitern oder IT-Logistics-Managern erwartet. Doch auch eine starke digitale Kompetenz ist entscheidend: Ein gutes Verständnis von ERP-Systemen wie SAP S/4HANA oder Oracle Cloud ERP ist unerlässlich.
Darüber hinaus braucht es die Fähigkeit, mit APIs, Konnektoren oder Middleware-Plattformen zu arbeiten, sowie Kenntnisse in der Systemarchitektur (Datenflüsse, Verzeichnisse, Sicherheit, Integration).
Das Beherrschen von Analyse- und Reporting-Tools ist ebenfalls wichtig, um Kosten, Durchlaufzeiten und Abweichungen präzise zu verfolgen – insbesondere für technische Berater, IT-Supply-Chain-Analysten oder ERP/TMS-Integrationsverantwortliche.
Parallel dazu erfordert das Management eines TMS auch die Fähigkeit, geschäftliche Anforderungen in Systemregeln zu übersetzen und interdisziplinäre Projekte zwischen Logistik, IT, Finanzen und Vertrieb zu koordinieren.
Daher müssen TMS-Profile oft pädagogisches Geschick, Sorgfalt und eine ausgeprägte Fähigkeit zur Strukturierung von Prozessen und Flüssen mitbringen.
Fazit: TMS - So vernetzt es Daten, Prozesse und Logistik
Das TMS steht heute im Zentrum der digitalen Strategien moderner Supply Chains.
Ob autonom oder in ein ERP-System wie SAP oder Oracle integriert – es verbindet die physischen Abläufe mit den Verwaltungsdaten und sorgt so für einen durchgängig harmonisierten Prozess.
Wenn Du lernen möchtest, ein TMS in professionellen Umgebungen wie SAP S/4HANA oder Oracle Cloud ERP zu steuern, bietet DataScientest mehrere spezialisierte Weiterbildungen an.
Unsere SAP Supply Chain Consultant Weiterbildung vermittelt Dir ein tiefes Verständnis der logistischen Flüsse, die Fähigkeit, SAP TM sicher zu beherrschen, und unterstützt Dich dabei, die digitale Transformation industrieller oder kommerzieller Unternehmen aktiv mitzugestalten.
Ebenso ermöglicht Dir die Oracle Cloud Finance Consultant Weiterbildung, die Oracle ERP Cloud zu meistern und zu verstehen, wie Logistik, Buchhaltung und Budgetverwaltung miteinander verknüpft sind.
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Du kennst nun alle Grundlagen rund um das Thema TMS.
Wenn Du tiefer einsteigen möchtest, lies auch unseren ausführlichen Artikel zur Oracle ER Cloud.