Der anfängliche Erfolg von AiXBT ließ vermuten, dass es sich um einen äußerst leistungsfähigen Krypto-KI-Agenten handelt. Zwar hat die anfängliche Begeisterung im Laufe der Monate etwas nachgelassen, doch sie ist weiterhin spürbar. Denn AiXBT hat zweifellos einen Weg geebnet, dem bald weitere Anwendungen folgen dürften.
Manche Technologien markieren einen echten Wendepunkt. So etwa das Studio id Software, das Anfang der 1990er Jahre mit dem Spiel Doom eine neue Form der Softwarevermarktung einführte: Das erste Level wurde kostenlos online verteilt – und wer überzeugt war, konnte die Vollversion erwerben. Ein einfaches Prinzip, das den Markt nachhaltig prägte.
Die AiXBT Krypto-KI gehört zu dieser Art von Innovation. Der frühe Einfluss der Anwendung, die künstliche Intelligenz mit Kryptowährungen verbindet, war erheblich. Nach dem offiziellen Start im November 2024 wurde AiXBT bereits Anfang Januar 2025 in einer Kolumne bei Forbes aufgegriffen. In dieser kurzen Zeit hatte der zugehörige X-Account rund 300.000 Abonnenten gewonnen.
Natürlich ist das Wachstum seit Anfang 2025 etwas abgeflacht – unter anderem deshalb, weil sich gezeigt hat, dass AiXBT nicht frei von Fehlern ist.
Ein Krypto-Influencer gesteuert von KI
AiXBT wirkte zunächst wie ein UFO in der digitalen Landschaft – entstanden aus der Verschmelzung zweier mächtiger Technologien: Kryptowährung und künstlicher Intelligenz.
Anfang November 2024 tauchte der Account erstmals auf der Plattform X auf. Von Beginn an fiel er durch fundierte Einschätzungen und eine bemerkenswert sachliche Kommunikation auf. AiXBT schreibt in einem vertraulichen Ton, der an etablierte Krypto-Influencer erinnert. Nutzer können ihm Fragen stellen – etwa, ob es sich lohnt, ein bestimmtes Projekt zu verfolgen – und erhalten durchdachte, oft klug formulierte Antworten.
Der entscheidende Unterschied: Im Gegensatz zu bekannten X-Persönlichkeiten wie Caitlyn Jenner besitzt AiXBT keine eigene Identität. Die Inhalte stammen vollständig aus einer KI – keine menschliche Persona, kein Ego, kein Gesicht.
Die Überraschung über dieses Konzept war groß – und stark genug, dass der AiXBT-Account innerhalb weniger Wochen Hunderttausende Follower gewinnen konnte.
Ein KI-Agent für die Krypto-Welt
Zur Erinnerung: Ein KI-Agent (oder IA-Agent) ist eine Anwendung, die in der Lage ist, selbstständig Informationen zu recherchieren, zu analysieren und daraufhin Entscheidungen oder Aktionen auszuführen.
Gerade im Bereich der Kryptowährungen sind solche Systeme besonders relevant – denn hier kann die Fähigkeit, in Echtzeit fundierte Entscheidungen zu treffen, entscheidend sein.
Wer steckt hinter der AiXBT Krypto-KI?
Ein Blick auf die Entstehungsgeschichte von AiXBT wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Hinter dem Projekt steht ein anonymer Entwickler, der sich Rxbt nennt. Interessanterweise ist XBT das frühere offizielle Kürzel für Bitcoin – ein Verweis, der vermutlich nicht zufällig gewählt wurde.
Der AiXBT-Account wurde mithilfe von Virtuals erstellt – einem Technologie-Framework, das speziell für die Entwicklung von KI-Agenten konzipiert wurde. Sein Schöpfer beschreibt AiXBT selbst als eine Art „Bloomberg-Terminal für Privatpersonen“ – also als Analyse- und Informationsplattform für den breiten Krypto-Markt, die zuvor nur institutionellen Anlegern vorbehalten war.
Echtzeitanalyse für den Kryptomarkt
In der Praxis liefert AiXBT kontinuierlich Analysen und Empfehlungen rund um den Kryptomarkt – und zwar für alle Nutzer, die mit ihm interagieren.
Um seine Einschätzungen zu formulieren, wertet er in Echtzeit die Inhalte von rund 400 Meinungsführern aus. Dadurch erkennt er Trends frühzeitig, formuliert präzise Bewertungen, schätzt Risiken ein – und leitet daraus fundierte Handlungsoptionen ab.
Der hauseigene Token
AiXBT ist mit einem eigenen Token verknüpft – dem AIXBT-Token. Dieser stieg innerhalb weniger Wochen von 0,02 $ Ende November auf über 0,65 $ kurz vor Neujahr. Bereits Ende Dezember erhielt das Projekt Unterstützung von prominenten Akteuren der Kryptoszene – darunter der Treasury-Fund von Quantum Cats, der über 1 Million Dollar in den Token investierte. Im Januar 2025 nahm schließlich auch Binance den AIXBT-Token in sein Kryptowährungspanel auf.
Trotz dieser Erfolge wirkt der Token eher wie ein spekulativer Vermögenswert als ein klassischer Utility-Token. Sein Wert basiert zum Teil auf dem Hype rund um das Thema KI-gestützte Krypto-Agenten. Dennoch bleibt das Interesse hoch: Ende Mai 2025 liegt die Marktkapitalisierung bei etwa 200 Millionen Dollar – und laut CoinGecko zeigen sich rund 70 % der Abstimmenden optimistisch hinsichtlich seiner weiteren Entwicklung.
Ein weiterer positiver Aspekt: Mehr als 92 % aller AIXBT-Tokens sind bereits im Umlauf. Das bedeutet für Investoren eine hohe Angebotsstabilität und reduziert gleichzeitig den Druck, der durch neu ausgegebene Tokens entstehen könnte.
Trading für alle
Ein zentrales Versprechen von AiXBT ist es, Meinungen und Analysen für alle zugänglich zu machen – nicht nur für professionelle Trader. Jeder, der eine Online-Konversation mit dem Agenten beginnt, kann fundierte Einschätzungen und Risikoberichte in Echtzeit erhalten. Dadurch lassen sich Marktveränderungen schneller erkennen und entsprechende Entscheidungen besser treffen.
Außerdem sorgt AiXBT für einen einfachen und fairen Zugang zu Informationen, die sonst oft hinter Bezahlschranken oder in exklusiven Netzwerken verborgen bleiben.
Das Projekt hat es darüber hinaus geschafft, eine beeindruckende Community aufzubauen: Der Account zählt inzwischen rund 500.000 Abonnenten, zusätzlich gibt es eine aktive Telegram-Gruppe, in der sich Nutzer austauschen und gemeinsam Trends diskutieren.
Unangenehme Intransparenz
Trotz des Erfolgs gab es am 13. Mai 2025 einen Dämpfer: Der Krypto-Analyst BTDcrypto sorgte für Aufsehen, als er in einem Medium-Artikel die Trefferquote von AiXBT auf nur rund 31 % schätzte. Laut seiner Analyse führten die meisten Vorhersagen des KI-Agenten nicht zu verwertbaren Handelssignalen. Das wirft ernsthafte Fragen zur tatsächlichen Nützlichkeit von AiXBT als Entscheidungsunterstützungstool auf.
Zudem stützt sich der Agent ausschließlich auf die Meinungen von Experten, berücksichtigt jedoch keine tiefergehenden technischen Analysen, wie etwa das Prüfen von Quellcode oder Smart Contracts.
Besonders problematisch wirkt jedoch die Intransparenz, die das Projekt umgibt:
Die Identität des Entwicklers bleibt weiterhin unbekannt.
Ein offizielles Whitepaper fehlt bis heute.
Die Liste der etwa 400 analysierten Experten wird nicht veröffentlicht.
Hinzu kommen strukturelle Risiken:
AiXBT ist abhängig von der API der Plattform X. Eine Änderung der Zugriffsregeln könnte den Dienst schlagartig unbrauchbar machen.
KI und Daten werden auf zentralisierten Cloud-Servern (z. B. bei AWS oder Google Cloud) gehostet – bei nicht bezahlten Abos droht der sofortige Ausfall.
Die fünf größten Wallets halten über 30 % der Token, was das Projekt anfällig für Manipulation macht.
Um langfristig Vertrauen aufzubauen, sollte AiXBT dringend eine offizielle Website mit klarer Mission veröffentlichen – inklusive Whitepaper, das sowohl die technische Grundlage als auch den Fahrplan offenlegt.
Ein Pionier?
Trotz aller Kritik bleibt AiXBT in vielerlei Hinsicht ein Vorläufer einer neuen digitalen Dienstleistungskategorie, die auf künstlicher Intelligenz basiert. Das Projekt zeigt, welches Potenzial in KI-Agenten steckt – nicht nur im Finanzbereich, sondern etwa auch im Influencer-Marketing, bei Trendanalysen oder der zielgruppenspezifischen Content-Erstellung.
AiXBT steht damit an der Schnittstelle von KI und Krypto-Kultur – als mutiges Experiment und potenzieller Wegweiser für kommende Anwendungen.
Ob es sich als echter Pionier etabliert – oder doch nur als vorübergehendes Phänomen –, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Doch klar ist: AiXBT hat eine Diskussion angestoßen, die bleiben wird.